Die verkörperte Musik und die Hingerissenheit durch den Körper

Vol.45,No.1-2(2010)

Abstract
Bei einer Opernvorstellung wird der Hauptwert immer auf die Stimme gelegt, die gehemmte Bewegung des Darstellers wird durch die vollkommen beherrschte Gesangstechnik aufgewogen. Diese Proportion hat der bürgerlichen Kultur des 19. Jahrhunderts aus mehreren Gründen vollkommen konveniert. Erstens ist dadurch das Problem der ungeeigneten Präsentierung des Körpers entfallen, und zweitens stand damit der Bewunderung für einen Sänger (eine Sängerin) nichts mehr im Wege. Die "Unkörperlichkeit" in der Oper war ein häufiger Gegenstand der Parodie, sie wurde in der Privatkorrespondenz und in den Memoiren erwähnt, auch die Ballettcorps der Theaterensembles haben auf sie reagiert. Andererseits haben die physischen Kontakte der Theaterkünstler mit den höheren Gesellschaftsschichten (bzw. mit dem zahlenden Publikum) das Leben "hinter den Kulissen" beeinflusst. Wie kompliziert es für die damaligen Opernstars war, ihre intimen Beziehungen in Grenzen zu halten, um ihre Karriere nicht zu gefährden und zugleich den Kontakt mit den begeisterten Zuschauern und Zuhörern nicht zu verlieren, wird an den Beispielen der Tenoristen Vladislav Florjanský und Karel Burian, des Ballettmeisters Augustin Berger und der Sopranistin Ema Destinnová gezeigt. Eine typische Erscheinung des 19. Jahrhunderts – der Theaterkünstler von schlechtem Ruf – ist definitiv verschwunden und war nach dem Ersten Weltkrieg trotz verschiedener nostalgischer Reminiszenzen nicht mehr aktuell.

Pages:
129–148
Metrics

12

Views

0

PDF (Czech) views