Die Ethik der Gründerzeit in den Dramen von Paul Lindau und Richard Voß

Bd.31,Nr.2(2017)

Abstract
Während der Gründerzeit (1870–1890) standen die Werke deutscher Dramatiker im Zeichen einer dominanten und äußerst konservativen patriarchalen Ideologie. Die Theaterkunst trug dazu bei, eine gewisse konservative Utopie zu schaffen, die in einem breiteren politischen Diskurs zu sehen war. Nur wenige Dramatiker setzten sich mit dem Weltbild jener Zeit kritisch auseinander und zeichneten das wahre Gesicht einer Kultur, die in vielen Bereichen auf einer bürgerlichen Moral fußte. Die vorliegende Arbeit befasst sich vor allem mit den Werken zweier Autoren: Paul Lindau unterwirft sich kritiklos dem Geschmack des damaligen Publikums, was ihm große Popularität einbringt, Richard Voß dagegen beunruhigt die Zuschauer mit seiner Darstellung von Gerechtigkeit und Moral. Während Paul Lindau in seinen Dramen das Weltbild der Gründerzeit verherrlicht und idealisiert, deutet Voß auf die psychopathologischen Missstände, welche aus der Unterdrückung von Emotionen und Libido resultieren. Die Dramen von Paul Lindau (Marion, Maria und Magdalena) und Richard Voß (Alexandra, Eva) können im Lichte des politischen Diskurses in der Dramatik jener Zeit gesehen werden; die Ethik der Gründerzeit zeigt in den Dramen dieser Autoren ihr Gesicht und Gegengesicht, ihre Stärke und Schwäche, Heuchelei und Gebundenheit an gesellschaftliche Konventionen.

Schlagworte:
Gründerzeit; deutsches Drama; Ethik; Paul Lindau; Richard Voß

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139–154
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